Bordeaux Jahrgang 2023

Nach nahezu 3 Wochen Aufenthalt in Bordeaux haben wir nunmehr ein umfangreiches Bild über den Jahrgang 2023. Wir haben die meisten Güter zwei Mal besucht, partiell sogar drei Mal. Vorab, 2023 hat nichts mit dem Jahrgang 2022 gemein. Nachfolgende Daten zur Verdeutlichung stammen von Jean Philippe Janoeuix von Chateau La Confession in St. Emilion. In anderen Appellationen sah dies partiell anders aus, es ist aber ein interessanter Einblick in die Komplexität des Jahrganges. 2023 war lt. der Janoueix Messstationen im Durchschnitt kühler (durchschnittliche Temperatur April-Sept. 19,2°C anstatt 20,8°C), zudem feuchter (Juli/August 73mm anstatt 32mm) und ist deshalb in ganz Bordeaux qualitativ nicht so homogen wie 2022. Insbesondere der bereits sehr früh einsetzende Mehltau machte den Weingütern erheblich zu schaffen, zumal mehr und mehr Chateaux biodynamisch arbeiten. Da Merlot für Mehltau deutlich anfälliger ist als Cabernet erklärt sich auch die Tatsache, dass die 2023er generell mehr Cabernet enthalten. Dies bestätigt den Trend, der bereits seit längerem durch die Auswirkungen von global warming festzustellen ist.

ABER: Es gibt herausragend gute Weine im Jahrgang 2023, die Produktionsmengen sind deutlich größer, die Preise erheblich günstiger und die Alkoholgradationen der Cabernets niedriger.

Die ab Mitte August einsetzende Wärmeperiode verhalf dem Jahrgang letztlich zu seinem Profil. Mitte September waren starke Regenfälle vorausgesagt, was den einen oder anderen zu einer frühen Lese veranlasste. Diejenigen aber, Sie erinnern sich an 2021, die warteten, und den Vorteil des Regens für die später gelesenen Cabernets nutzen konnten, konnten eine Traumlese praktizieren und perfektes Traubenmaterial einfahren. Bei besten Wetterbedingungen konnte in aller Ruhe über Wochen hinweg Parzelle für Parzelle mit optimaler Reife gelesen und separat vinifiziert werden. Bei den besten Gütern offeriert der Jahrgang 2023 deshalb unglaubliche Frische durch niedrigere pH-Werte, zudem höhere Tanninwerte. Wurde bei perfekter Reife gelesen, ergab dies frische, saftige, reife Weine, mit Zug und Präzision, die auch in diesem frühen Stadium absolut begeistern und eben die Klasse von Bordeaux in großen Jahren bestätigen. Wurde jedoch zu früh gelesen, zeigen sich die Weine durch nicht perfekt ausgereiften Tannine dominiert. Leider stärkt dies den Trend, das nur Güter mit entsprechender Man-Power und finanziellem Rückgrat in der Lage sind, in einem solchen Jahrgang grandiose Weine zu produzieren. In der Summe nämlich war 2023 ein Jahrgang, der im Weinberg als durchaus sehr schwierig galt.

Der im Medoc tätige Önologe ERIC BOISSENOT schreibt zu den Weinen: “The vintage is very good, it tastes very good. The Merlots are rich, very ripe, a bit like in 2022... For the Cabernet Sauvignons, the September rains helped a lot. It was a vintage for patients. These were very long harvests, lasting almost a month. Finally, the blends taste very well, it's sweet, full of charm, fruit, it makes me think of 2019. 2023 is both powerful and without harshness. As usual, in the Médoc, Cabernet Sauvignons form the backbone. For grape varieties like Cabernet Franc and Petit Verdot, it is good if they are harvested late. They had blocked so we had to wait, with a slight varietal character due to the lack of water.”

NICOLAS AUDEBERT, Winemaker von Chateau Canon, wiederum einer der höchstbewerten Weine des Jahrganges, beschreibt seinen 2023 Chateau Canon mit folgender Parabel: „Chateau Canon 2023 ist wie ein Kilogramm Federn. Die Weine haben großes Volumen sind aber federleicht.“

Generell kann man feststellen, dass sich über alle Appellationen hinweg kein Anbaugebiet findet, das generell und homogen heraussticht. Ob linkes oder rechtes Ufer, in allen Gemeinden fanden sich sensationelle Weine die stilistisch dem Jahrgang 2019 nicht unähnlich sind. In Kombination mit dem höchst attraktiven Preisniveau ist dieser Jahrgang ein mehr als zu empfehlendes Subskriptionsjahr.

Ein weiteres ABER:

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Unser Fazit: 2023 ist ein klarer Subskriptions-Jahrgang!

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